Piet Wiedenhöfer, TIAMATdruck GmbH, Düsseldorf

Monat: September 2015

Protokoll eines Arbeitstages

7:00 Uhr

GEW-Zeitung nach Wuppertal-Vohwinkel bringen, fahre direkt von Zuhause aus dahin, dort ist ein Lettershop, der wird den Versand übernehmen.

8:00 Uhr

Ankunft, scheiß viel Verkehr, aber es hat geklappt, wir berechnen dafür 20,00 Euro.

9:15 Uhr

Ankunft in Düsseldorf bei TIAMATdruck, schnell Druckplatten belichten für einen mehrfarbigen Visitenkarten-Job, 2 HKS-Farben, 1 Pantone-Farbe und Gold als Metallpigmentfarbe, die Grafikerin will morgen um 11:00 zur Druckabnahme kommen.

10:15 Uhr

10.000 Faltblätter verladen und ab damit nach Köln, heute sollen und wollen wir liefern, unser Kunde warte darauf. Der Kunde ist in einer nicht befahrbaren Einkaufsmeile in der City von Köln, aber ich kenne einen kleinen Parkbereich, nur für Lieferanten. Packe alles auf unseren Transportwagen, die Kölner Politesse schaut mir aus der Ferne zu und verschwindet dann. Ich schiebe die Karre gute 500 Meter zu unserem Kunden, lade die Faltschacheln ab und zurück zum Auto.

11:00 Uhr

Handy klingelt, ich habe mich mit einer Fotografin in Köln verabredet, Sie möchte 30 Fotobücher bei uns drucken lassen, wir treffen uns in einem Kaffee auf der Breite Straße. Der Parkplatz den ich beim Ausladen gesehen hatte, ist nun leider weg und ich bleibe auf der Lieferantenzone stehen. Mist, Risiko für Knöllchen, aber egal.

11:20 Uhr

Wir sitzen in dem Kaffee, Reden und Reden, tolle Gespräche aber mir läuft die Zeit davon. Mit schwahnt übles, meine Politesse …

12:00 Uhr

Puh, Besprechung geschafft, renne fast zum Auto. Meine Kölner Politesse ist schon da und tippt in ihr digitales Erfassungsgerät. Pech gehabt, ich sage nur: „Ich war wohl ein bischen zu lange weg?“ Sie: „Ja, da wurde Geld verpulvert“ und zeigte mit dem Daumen nach oben in den Himmel. Ich: „Ich habe mich bei meiner Lieferstelle verquatscht, bin hängen geblieben“ Sie machte mit zwei Fingern so eine Enten-Quack-Bewegung und sagte: „Mal wieder rum-gequackt, leeeetzte Verwarnung“ und stornierte das Knöllchen 🙂 .

12:50 Uhr

Ankunft bei TIAMAT, eine sehr lange Notizenliste auf dem Schreibtisch, ich soll zurückrufen, drucken, kalkulieren … , erst mal nen Kaffee trinken, denke ich. Schei … , keiner mehr da. Arbeite die Liste ab.

15:00 Uhr

Ich muss noch das Messer der Schneidemaschine wechseln, während dessen laufen 2.000 Flyer für unseren Kunden Bahnhof Langendreer in Bochum.

16:15 Uhr

Scheiß Messer endlich gewechselt, Angebote Schreiben.

18:30 Uhr

Feierabend, das reicht für heute. Nichts gegessen aber 6 Tassen Kaffee getrunken. Ja, jeden Vorgang habe ich persönlich betreut und darauf geachtet, das alles richtig ist und alles zu den vereinbarten Zeiten laufen wird. Es schmerzt zum Feierabend zu Wissen, das viele Preisfüchse uns zu teuer finden, gibt es das alles auch bei Fliegeralarm und Konsorten??

FEIERABEND !!!!!

 

FEIERABEND !!!!!

Click here to display content from YouTube.
Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von YouTube.

 

Gute alte? Zeit …

Click here to display content from YouTube.
Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von YouTube.

Ihr seid alle kleine Sünderlein …

Heute klingelte das Telefon, es war fast schon Feierabend. Ein uns schon viele Jahre begleitender Kunde war nach langer Zeit dran und sagte: „Hallo Piet, hier ist der … , ich weiß das ist jetzt blöde aber ich habe Visitenkarten online Drucken lassen, 1.000 Stück, und habe vergessen, die umlaufenden Hilfslinien zu entfernen. Die sind jetzt auf allen Visitenkarten drauf und ich habe keinen Bock mehr, jede Karte einzeln mit unserem Cutter zu schneiden. Saaag mal, kannst Du uns da mal helfen?

Klar helfen wir da, jetzt alles weg zu werfen, das wäre eine ökologische Sauerei, das wollen wir nicht! Er kam, wir haben die 1.000 Visitenkarten nachgeschnitten und haben dann 5,00 EUR !!! für unsere Kaffeekasse genommen. Und ich habe ihm schmunzelnd gesagt, das er wie so viele wieder mal gesündigt hat, wir ihm aber wieder mal verzeihen, Amen. Denn, er versprach, das nächste mal wieder zu uns zu kommen! Das nächste mal. Warum erst das nächste mal? Warum wurden wir beim ersten mal noch nicht einmal gefragt, was die 1.000 Visitenkarten bei uns mit persönlicher Betreuung kosten? 10,00 Euro mehr wie im Internet, das könnt Ihr euch schon nicht mehr leisten? Aber bei uns für 5,00 Euro die vermurksten Visitenkarten nachschneiden zu lassen, dann doch?

Und … , was wäre denn (wie aus schierer Unüberlegtheit getan) gewesen, wenn es uns und unsere Kollegen vor Ort schon gar nicht mehr gegeben hätte, einfach von euch „weg-gespart„? Dann hättet ihr jetzt auch die vermurksten billigen Visitenkarten „weg-geworfen„. Einfach so, still und leise, weil das ja so billig war. Warum sind wir plötzlich so sparsam, tuen so als wenn unser Geld so knapp wäre? Als wenn wir auch 10.00 Euro sparen müßten, bei 1.000 Visitenkarten, das sind 0,01 Euro pro Karte, das ist 1 Cent pro Karte, ihr armen Irren! Wann begreift ihr das Geld auch was bewegen kann und nicht nur für euer privates Sparschwein da sein muß? Ist es nicht ein schöner Gedanke, in Düsseldorf für eure Düsseldorfer Kinder auch noch Ausbildungsplätze durch eure kleinen Aufträge erhalten zu haben? Oder reicht das Nachdenken nicht mehr über die Knete hinweg? Dann hat in euren Gehirnen der Kapitalismus gesiegt.

Tja, ihr lieben Preisfüchse. Online wird euer Auftrag preiswert, ja sogar billig abgewickelt, da schaut bei diesen Preislein natürlich keiner mehr in eure Datei, das habt Ihr ja auch nicht bezahlen wollen. Bei uns wäre das nicht passiert, wir schauen hin und das hätte dann, oh Gott oh Gott, bei uns 10,00 EUR mehr gekostet. Das wäre so teuer geworden, nicht wahr?

Willi Millowitch, zur Hälfte ein Düsseldorfer, sein Vater ist in Düsseldorf geboren, hat es noch mit Humor nehmen können:

Click here to display content from YouTube.
Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von YouTube.