Seit mehr als 30 Jahren arbeiten wir mit unserem Kollegenbetrieb „Druckerei A…“ (unserem Richard) nun schon zusammen. Richard hat seine sehr kleine Offsetdruckerei vielleicht 300 Meter von uns entfernt. Richard ist noch ein Düsseldorfer Original. War Amateurboxer, kommt aus einfachsten Arbeiterverhältnissen, ist schon immer und ewig einer der treuesten Fans von „Fortuna Düsseldorf„. Und fährt schon seit Urzeiten im Sommerurlaub … nach Portugal.
Und …, Richard weiß bestimmt nicht das ich über uns schreibe. Richard hat keine Zeit für „so einen Scheiß“ und „versteht sowieso nix davon!“
Für Richard drucken wir Digital. Offset kann er selbst, Digital nicht, und ich bringe ihm immer wieder gerne persönlich die Drucke vorbei. Wenn er anruft (mails schickt er nicht an uns) sehe ich auf dem Display unserer Telefonanlage: „Richard A… ruft an“. Dann hebe ich ab und singe in den Hörer: „Wenn das Wasser im Rhein … https://www.youtube.com/watch?v=HhfxsIlN4JU Nicht so genial, nur der Refrain, aber Richard hört immer als „Düsseldorfer Jong“, worum es geht! Dann höre ich immer zuerst ein inbrünstiges Lachen von ihm und dann die glasklare Ansage: „Hey, Du Arschloch, kannst wohl nix anderes Singen?“ Damit ist der Tag für mich gerettet ;-))
Richard hat gestern eine „neue“ Schneidemaschine erworben, Baujahr 1995. Die kostet immerhin noch € 6.000, eine POLAR! Die wiegt 1,5 Tonnen, noch Deutsche Wertarbeit, noch so richtige tolle Ingenieur-Entwicklungsarbeit. Nix China, nix Kinderarbeit, nix nur Mindestlohn! Soviel Stahl hat alleine schon seinen Materialpreis, von der genialen Elektronik wollen wir gar nicht erst Sprechen!
Als ich bei ihm heute vorbei schaute, war die Karosserie der POLAR geöffnet und viele der elektronischen Bauteile standen mit der Kabelverbindung vor der „Neuen“ . Gestern lief Die noch tadellos, jetzt war Stillstand angesagt. Wir diskutierten über die „Scheiß Maschine“, „der Händler kann die wieder zurücknehmen, wenn die nicht morgen läuft!“, meinte Richard und ich wollte jetzt ganz bestimmt nicht in der unbequemen Haut des Lieferanten stecken!!!
Meine lieben Leser, man muss Wissen dass eine Schneidemaschine für eine professionelle Druckerei (nicht für einen Copy-Shop) existentiell ist. Alles was wir drucken wird vor und dann natürlich auch nach dem Druck geschnitten! Richard ließ den Dampf ab (zisch…, das war förmlich zu hören) , drehte sich zu seiner Druckmaschine um und sagte nur „Piet, ich muß den Job noch zu Ende drucken, danke Dir für die schnelle Lieferung…, ich habe jetzt keine Zeit für dich“ Das ist eine klare Ansage unter Kollegen, kein Problem!!!
Das liebe ich an meinem Beruf. Ich habe in Düsseldorf noch Kollegen, die wie ich Ticken und bei denen ich nur ganz wenige Sätze sagen muss. Die verstehen mich einfach, wir verstehen uns… einfach! Das ist der Unterschied zwischen dem virtuellen Kontakt zu irgend einer „Online“-Druckerei und meinem Betrieb in der Nachbarschaft. Darauf will ich niemals verzichten, scheiß auf euer „Geiz ist Geil“ Kack. Wenn Du Wert darauf legst, das die Düsseldorfer Schüler auch in Düsseldorf ihr Praktikum absolvieren können, dann musst es auch in Düsseldorf noch Betriebe geben, die ein Praktikum für Dein Kind anbieten.
Ansonsten schicke Dein Kind nach Flyeralarm oder wie die alle heißen, hat ja was von FLIEGERALARM im 2. Weltkrieg. Oder wie kommt man auf so einen bescheuerten Namen???
Es lebe das Leben in der Realität !!!